Laktobazillen bei Beschwerden in der Menopause

Die langjährige Hormonumstellung bei älteren Frauen in der Menopause kann zu einer Reihe von belastenden Beschwerden führen. Zu ihrer Prävention und Linderung können vermutlich Probiotika, darunter speziell die Milchsäurebakterien (Laktobazillen), beitragen. 

 

Die Menopause ist durch das dauerhafte Ausbleiben der Menstruation gekennzeichnet, ausgelöst durch den Verlust der Follikel-Aktivität der Eierstöcke, in denen die Eizellen heranreifen. Der gesamte Prozess des weiblichen Klimakteriums verläuft meist über rund zehn Jahre und beginnt in der Regel um das 45. Lebensjahr herum. Dazu gehören verschiedene Phasen, am Anfang steht die Prämenopause (mit ca. 40 bis 45 Jahren), in denen es zu ersten Veränderungen der Eierstöcke kommt. Sie können zu unregelmäßigen Menstruationen und frühen klimakterischen Beschwerden führen. Als Perimenopause wird der Zeitraum um die letzte Menstruation herum bezeichnet. An die letzte Monatsblutung schließt sich die Postmenopause an, in der größere hormonelle Umstellungen stattfinden. Die Bildung von Östrogen, das wichtigste weibliche Hormon, sinkt ab. Eine gesunde Menopause zeichnet sich durch körperliche, psychische und soziale Zufriedenheit aus, die dazu beitragen, mit den körperlichen und seelischen Veränderungen dieser Lebensphase gut umzugehen.

 

Ein solch harmonischer Übergang bleibt für viele Frauen jedoch ein Wunschbild, weil ihre Beschwerden der Wechseljahre das Wohlbefinden stark beeinträchtigen, längere Zeit anhalten und die Lebensqualität verringern. Zu den typischen Beschwerden gehören z. B. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gereiztheit, Nervosität und Gelenkbeschwerden (Osteoporose) sowie Störungen im Sexual- und Harnwegssystem. Rund ein Viertel der Frauen in der Menopause leidet unter starken Beschwerden. Als wirksamste Therapie des Menopausen-Syndroms gilt die Hormonersatztherapie, die jedoch nicht für alle Frauen geeignet ist. Sie kann Nebenwirkungen haben und sollte möglichst nicht längerfristig eingesetzt werden. Zur Linderung der Beschwerden können auch einige nicht-hormonelle Arzneimittel und nicht-pharmazeutische Therapien beitragen. Zu letzteren gehören z. B. Phytoöstrogene, pflanzliche Substanzen mit östrogen-ähnlichen Aktivitäten, sowie Vitamine und Mineralien, darunter vor allem Kalzium. Auch ein gesünderer Lebensstil und eine bessere Ernährung können zur Linderung der Beschwerden beitragen.

 

Es gibt einige Hinweise, dass Laktobazillen (Milchsäurebakterien), die als Probiotika verwendet werden, bei der Vorbeugung und Linderung komplexer Beschwerden in den Wechseljahren wirksam sind. Eine Gruppe chinesischer Forscher stellte dazu die aktuellen Kenntnisse aus der Forschung vor. Sie richteten ihren Fokus besonders auf die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der vaginalen Mikrobiota (Gemeinschaft mikrobieller Organismen), die Verringerung des Knochenabbaus und die Regulierung des Nervensystems und des Fettstoffwechsels.

 

Laktobazillen sind Mikroorganismen, die im frühen 19. Jahrhundert entdeckt wurden. Sie kommen u.a. im Verdauungstrakt, in der Mundhöhle, in der Harnröhre und in der Vagina vor. Sie sind in tierischen und pflanzlichen Produkten, vor allem in Milchprodukten, z. B. in Joghurt und Käse, vorhanden. Laktobazillen werden allgemein als für die Gesundheit nützlich betrachtet, das gilt besonders für Stämme, die als Probiotika anerkannt sind, z. B. für Lactobacillus acidophilus etc. sowie Bifidobakterien. Wenn sie in ausreichender Menge vorhanden sind, bieten sie gesundheitliche Vorteile. Laktobazillen produzieren eine Reihe nützlicher Stoffwechselprodukte, darunter antimikrobielle Peptide, kurzkettige Fettsäuren und Milchsäure. Die von Laktobazillen gesteuerte Fermentation (Milchsäuregärung) hat viele gesundheitsfördernde Wirkungen.

 

Dazu gehören z. B. ein verbesserter Nährwert von Lebensmitteln, die Prävention von Darminfektionen, Therapie der Laktoseintoleranz, verbesserte Immunmodulation sowie antioxidative Wirkungen und ein verbesserter Fettstoffwechsel. Laktobazillen tragen weiter dazu bei, ein ungünstiges Milieu der Darmbakterien zu regulieren. Die gute Versorgung mit Laktobazillen erhöht die gesunde Bakterienpopulation im Darm, verbessert die Barrierefunktion des Darmepithels (Zellschicht der Darm-Innenseite) und reguliert die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe bzw. regulatorische Peptide und Proteine im Immunsystem). Bei den komplexen Beschwerden der Menopause können Laktobazillen z. B. auf Gelenkbeschwerden einwirken. Sie können die Freisetzung von Mineralien fördern, speziell die Kalzium-Absorption verbessern, entzündliche Prozesse hemmen und die Balance des Knochenstoffwechsels fördern. 

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Nachweise zur Wirkung von Laktobazillen bei Beschwerden in der Menopause deuten darauf hin, dass Ergänzungen vielversprechend sind. Die Forschung zu Laktobazillen und ihrem Einfluss auf menopausale Beschwerden sollte daher intensiviert werden. Laktobazillen bilden vorteilhafte Metaboliten (Zwischenstufen oder Abbauprodukte im Stoffwechsel), bekämpfen oxidativen Stress, stärken die Immunität und fördern gesunde Funktionen der Mikrobiota im Darm. Laktobazillen könnten bald ein unverzichtbarer Bestandteil der alltäglichen und therapeutischen Versorgung von Frauen in der Menopause werden. Sie können sehr gut in die Strategien zur Prävention und Therapie von Beschwerden einbezogen werden und von den frühen bis zu späteren Phasen der Menopause wirksam sein. Zur Ergänzung von Laktobazillen sollten nur Bakterienstämme eingesetzt werden, deren Wirkungen bereits gut untersucht und dokumentiert sind, wie es bei Probiotika der Fall ist. Abhängig von den Symptomen und dem Grad der Beschwerden in der Menopause können Laktobazillen durch weitere immunstärkende, antioxidative und mineralische (z. B. Kalzium) Mikronährstoffe ergänzt werden.

 

Unser Tipp: Zu den wichtigsten und am besten dokumentierten Probiotika-Stämmen gehören z. B. Lactobacillus acidophilus und paracasei sowie Bifidobakterium bifidum. Wichtig für eine gute Wirkung im Darm ist die Aufnahme einer hohen Anzahl der Bakterien und eine schonende Zubereitung, mit der die Passage in den Darm gefördert wird. 

 

Quelle 
Qian Chen et al., Lactic Acid Bacteria: A Promising Tool for Menopausal Health Management in Women. In: Nutrients, online 24.10.2022, doi: 10.3390/nu14214466.