Probiotika können bei der Einnahme von Antibiotika unterstützen

Antibiotika können infektiöse Bakterien hemmen, sie schädigen dabei aber auch die Mikrobiota im Darm. Probiotika können die Regeneration gesunder Darmbakterien fördern. Bisher wurden sie meist erst nach Antibiotika-Gaben empfohlen. Nun zeichnet sich ab, dass die gleichzeitige Einnahme von Anti- und Probiotika für die gesunde Darmflora hilfreich sein könnte. 

 

Das Mikrobiota im Darm, die große Gemeinschaft der Darmbakterien, kann durch viele Faktoren beeinflusst werden. Dazu gehören vor allem die Ernährung, der Lebensstil und der Gesundheitsstatus. Wichtig ist, dass die gesunden Darmbakterien in einer deutlichen Überzahl im Vergleich zu schädlichen Substanzen im Darm (infektiöse Bakterien, Pilze, Viren etc.) sind. Dazu gehört, dass sowohl die Menge als auch die Diversität der gesunden Darmbakterien dazu beitragen, die Verdauung zu fördern, das Immunsystem zu beeinflussen und dafür zu sorgen, dass sich Krankheitserreger im Verdauungstrakt nicht ausbreiten können. Die gesunden Darmbakterien unterstützen auch die Funktionen der Darmbarriere. Sie tragen zur Kontrolle bei, welche Stoffe in den Darm hinein gelangen oder vom Darm aus in den Körper austreten können. Längst ist nachgewiesen, dass bei vielen Krankheiten auch die Mikrobiota im Darm gestört wird. Bei bakteriell verursachten Krankheiten wurden ab dem 20. Jahrhundert Antibiotika eingesetzt.

 

Sie bekämpfen gezielt infektiöse Bakterien, hemmen ihren Stoffwechsel und verhindern ihre Vermehrung oder ihr Weiterleben. Bei wiederholten Anwendungen stellte man jedoch fest, dass Antibiotika auch Resistenzen bei einer Reihe von Bakterien verursachen können. Schädliche Mikroorganismen entwickeln dann einen Widerstand, der die Antibiotika-Wirkung verringert oder gar verhindert. Eine oftmals zu breite Anwendung von Antibiotika geriet außerdem in die Kritik, weil sie die Mikrobiota im Darm zu stark beeinträchtigt. Antibiotika verringern nicht nur die zu bekämpfenden Bakterien, sondern stören und schwächen auch die Gemeinschaft der gesunden Darmbakterien in ihrer Menge und Diversität. Die Wirkungen hängen von der Art der Antibiotika und der Dauer der Einnahme ab. Zwar erholt sich die Mikrobiota nach Antibiotika-Einnahmen wieder, es kann jedoch einige Wochen oder Monate dauern, bis sich die Darmbakterien vollständig regeneriert haben. Damit steigt das Risiko, dass in dieser Zeit erneut Bakterien eindringen und Infektionen auslösen können. Daher versucht man seit einiger Zeit, die Gaben von Antibiotika zu verringern bzw. sie gezielter einzusetzen. 

 

Seit vielen Jahren hat man erkannt, dass Probiotika, Gaben von gesunden Darmbakterien, die Regeneration der Mikrobiota im Darm unterstützen können. Sie tragen nach Antibiotika-Anwendungen dazu bei, die gesunde Darmflora schneller zu fördern. Die gleichzeitige Anwendung von Antibiotika und Probiotika könnte möglicherweise dazu beitragen, die Schäden der Darmflora zu verringern und schneller zu beseitigen. Eine Gruppe amerikanischer Forscher prüfte dazu die aktuellen Kenntnisse. Nach einer Recherche konnten sie 29 (randomisierte, klinische) Studien in ihre Analyse einbeziehen. Die zusätzlichen Gaben von Probiotika waren jedoch in den einzelnen Studien relativ unterschiedlich, so dass die Ergebnisse schwer vergleichbar waren. Die Probiotika wurden meist zwei Wochen lang parallel zu Antibiotika eingesetzt, wobei verschiedene Arten von Probiotika verabreicht wurden. Das betraf vor allem Laktobazillen (Milchsäurebakterien), Bifidobakterien und Saccharomyces (Zuckerhefen). Trotz der Unterschiede in den Probiotika-Gaben zeigte sich ein deutlicher Trend für die gleichzeitige Verabreichung von Antibiotika und Probiotika. Ihre Kombination trug z. B. dazu bei, Durchfälle und andere Magen-Darm-Symptome zu verringern, unerwünschte Bakterienarten zu senken, dabei aber die Vielfalt der gesunden Bakterien besser zu erhalten und zu stärken. 

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Trotz der teils unterschiedlichen Studien kann man aus den Ergebnissen auf positive Wirkungen von Antibiotika und Probiotika schließen. Die Kombination kann zwar nicht alle von Antibiotika verursachten Veränderungen im Darm hemmen, jedoch einige wichtige Prozesse mildern und verbessern. Das betrifft vor allem die für die Gesundheit sehr wichtige Diversität der gesunden Darmbakterien. Die Kombination von Anti- und Probiotika sollte daher in künftigen Studien weiter erforscht werden. 

 

Unser Tipp: Bei Probiotika haben sich Kombinationen von Bakterienarten seit vielen Jahren bewährt. Das gilt vor allem für die Laktobazillen mit den Arten acidophilus und paracasei sowie für die Bifidobakterien. Wichtig ist eine schonende Zubereitung und die hohe Anzahl an gesunden Bakterien. 

 

Quelle
Manfred Melissa Fernández-Alonso et al., Effect of adding probiotics to an antibiotic intervention on the human gut microbial diversity and composition: a systemativ review. In: Journal of Medical Microbiology, online 16.11.2022, doi: 10.1099/jmm.0.001625.